Die Kuhkapelle
Was ist denn eine "Kuhkapelle" ?
Diese Frage bekommen wir mehr als häufig gestellt; natürlich überwiegend außerhalb Rheinhessens.
Hierzulande ist diese Bezeichnung nämlich sehr gebräuchlich für eine spezielle Viehstall-Architektur, die speziell im 19. Jahrhundert recht beliebt war.
Die Besonderheit betrifft hierbei die konstruktive Ausführung der Stalldecke
als Gewölbekonstruktion aus Stein. Im Gegensatz zu einer Holzbalkendecke
bietet diese im Falle eines Feuers höheren Brandschutz (Trennung zwischen
dem typischerweise) darüberliegenden Heuboden) und bietet
eventuell wertvolle Zeit, um das Vieh in Sicherheit zu bringen.
Nebenstehendes Bild zeigt einen Blick in unsere "Kuhkapelle" (heute Teil der
Wohnküche).
Ausführungen

Kuhkapellen wurden speziell Anfang des 19. Jahrhunderts populär und überwiegend als Kreuzgewölbe aus Natursteinen errichtet, welche auf Sandsteinsäulen ruhen. Die Anzahl und Größe der einzelnen Segmente war dabei relativ individuell, so dass kaum eine Kuhkapelle der anderen gleicht.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen auch Ziegelsteine zum
Einsatz, so wie dies bei uns der Fall ist. Das Bild zeigt einen Blick den man
relativ selten von einem Gewölbe bekommt; von oben (ehemals Heuboden). Man
sieht sehr gut die Backsteine welche lediglich in einer einlagigen
Aufschichtung eine sogenannte "Böhmische Kappe" formen (kein
Kreuzgewölbe). Insgesamt besteht der ehemalige Stall in unserem Fall aus 3
x 3 = 9 Kappen mit 4 Säulen, quadratisch angeordnet.
Kuhkapellen wurden Ende des 19. Jahrhunderts durch die Verfügbarkeit von
Stahl als konstruktiven Baustoff verdrängt. Der Siegeszug der
"preussischen Kappendecke" (T-Stahlträger mit zwischengemauerten
Ziegelsteinen gegebenenfalls ruhend auf Eisensäulen)
Stallzimmer

Selbstverständlich waren früher Stall und Wohnraum durch dicke Mauern voneinander getrennt. Aufgrund reduzierter Viehhaltung und wegen des steigenden Bedarfs an Nutzraum/Wohnfläche wurde bereits schon vor längerer Zeit ein Durchbruch geschaffen und ein Teil des Stalls abgeteilt. Das sogenannte "Stallzimmer" war geschaffen.
Übrigens ist der Stallbereich, im Gegensatz zum Haupthaus nicht unterkellert, was sich aufgrund der Gebäudelänge als nicht optimal herausgestellt hat. So gibt es im Bereich der äußersten 3 Kappen deutliche Setzungsrisse.
Derzeit arbeiten wir an einem neuen Konzept, welches auch statisch
die Gewölbekonstruktions unterstützen soll ohne aber zu störend
in die Gebäudesubstanz einzugreifen.
An Erfahrungsberichten, Anregungen, Fachinformationen sind wir übrigens jederzeit interessiert.